Hans-Martin Souchon über die Notwendigkeit, bei aller Reflexion eine stabile Meinung zu vertreten. Denn Stabilität schafft Vertrauen.
BB: Wie komme ich als Führungskraft zu einer stabilen Meinung?
HMS: Man kommt zu einer stabilen Meinung, wenn man sich darüber bewusst wird, was mit dem eigenen Team passiert, wenn man sie NICHT hat. Ohne eine stabile Position von mir ist mein Team unsicher, es schwimmt. Ja, ich kann auch Zweifel haben. Das kann ich auch sagen: „Dazu habe ich noch keine Meinung, da brauche ich mehr Informationen.“ Alles ist besser, als ständig etwas anderes zu sagen wie ein Fähnlein im Winde.
Gerade jungen Führungskräften möchte ich den folgenden Grundsatz mitgeben: „Wer fragt, der führt.“ Wenn ich mir unsicher bin, dann frage ich, wie jemand anders zu seiner propagierten Meinung gekommen ist. Ich muss nachvollziehen können, wie sich andere Positionen entwickelt haben, um in meiner eigenen Meinung stabil zu werden und mich positionieren zu können. Nur so kann ich mich wappnen und dafür sorgen, dass ich mich nicht ständig verunsichern lassen muss. Durch tiefes Verständnis.
BB: Wann beginnt man normalerweise, seine Meinung zu überdenken?
HMS: Mir passiert das dann, wenn ich neue Informationen oder Erkenntnisse bekomme, die ich zuvor nicht gehabt habe. Zum Beispiel technologische Veränderungen, die haben meine Meinung zur E-Mobilität verändert. Diese Meinungsänderung hat dazu geführt, dass ich mir ein Elektroauto gekauft habe.
BB : Was geschieht, wenn man seine Meinung ständig ändert?
HMS: Das Vertrauen geht flöten. Mein Team wird sich fragen, wie es um meine Ehrlichkeit bestellt ist. Prozesse werden außerdem verlangsamt. Alle fragen sich ständig: „Bleibt der überhaupt dabei? Erstmal abwarten.“ Ich bin keine Leitfigur mehr. Ich mache mich selbst führungsunfähig.
BB: Wie kann ich als Mitarbeiter damit umgehen, wenn meine Führungskraft ständig ihre Meinung ändert?
HMS: Ich empfehle: Permanent fragen. „Das verstehe ich nicht. Weshalb soll ich das tun? Bitte erklär mir nochmal die Hintergründe.“ Fragen, fragen, fragen. Mit der Zielsetzung, mich selbst optimal einzubringen. Das muss rüberkommen.
Was sind eure Gedanken dazu? Hattet ihr mal eine Führungskraft, die ständig ihre Meinung geändert hat?
Schlagwort: Führungskräfteentwicklung
2024-09-12 Interview 1 – Attitude and Mindset
BB: „Your attitude and mindset will determine your success more than your skills.“
Welche Bedeutung hat dieser Satz für dich?
HMS: Übersetzt geht es um die Begriffe Haltung und Einstellung/Gedankenfokus. Wenn man den Satz umkehrt, sprechen wir über das Thema „self fulfilling prophecy“. Damit meint man meistens was Negatives. Wenn ich meine Gedanken aber positiv ausrichte, dann kann auch hier eine self fulfilling prophecy entstehen. Wenn man sich seiner Arbeit bzw. seinem Umfeld positiv gegenüberstellt, ist man fokussiert: Was muss ich tun, um dahin zu kommen, wo ich hinmöchte? Anstatt sich immer zu beschweren, was nicht funktioniert. Dadurch spare ich Kraft. Positive Ausrichtung führt dazu, dass ich mich nicht über Nichtigkeiten ärgere.
Die erste Frage ist immer: Wo bin ich gerade? Die zweite Frage ist: Wo will ich hin? Und daraus ergibt sich: Was muss ich tun, um dahin zu kommen? Dann ist „Das ist alles sch****“ gar keine Option mehr, weil es nicht zielführend ist. Dafür braucht man attitude. Um sein Mindset so klarzuhaben, dass ich weiß, was ich tun muss, um mein Ziel zu erreichen.
BB: Können attitude und mindset erlernt werden? Was kann ich als FK tun in Bezug auf mein Team?
HMS: Erstens: Vorleben. Endlose Diskussionen abwürgen und fragen: „Freunde, wo wollen wir denn eigentlich hin? Bringt uns das gerade weiter, näher ans Ziel heran?“ Die Gesprächsführung übernehmen. Das Zweite ist: Ich kann mit meinem Team Vereinbarungen treffen, z.B.: „Wenn wir wieder mal in diesen Kreislauf kommen, dass alle nur noch schimpfen und nicht mehr konstruktiv sind, dann haben wir ein Codewort. Sobald jemand bemerkt, dass sich das ungünstig entwickelt, sagt er das Wort. Das kann Sombrero sein. Oder Spagetti. Oder idealerweise ein Begriff, mit dem jeder der Anwesenden etwas verbindet.
BB: Wie muss denn das Mindset beschaffen sein, damit ich erfolgreich bin?
HMS: Das kommt darauf an, was ich erreichen möchte. Wenn ich einfach einen Job haben möchte, mit dem ich gutes Geld verdienen will, dann muss mein Mindset „nur“ darauf ausgerichtet sein. Meine Motivation speist sich aus meiner Haltung und meinem Fokus. Das bedeutet, dass das eigene Mindset immer fluide ist, je nachdem, wie ich zum aktuellen Zeitpunkt meine Ziele definiere.
Ich muss meine Arbeit gerne machen, um langfristig darin erfolgreich zu sein. Deshalb sind meine inhaltlichen Fähigkeiten nicht so entscheidend wie meine Haltung, meine Einstellungen und meine Denkstruktur.
BB: Kann das eigene Mindset einen daran hindern, Ziele zu erreichen?
HMS: Ich glaube nicht – wenn man ein Ziel hat, für das man intrinsisch motiviert ist. Ein selbstgestecktes Ziel wird dazu führen, dass sich mein Mindset darauf ausrichtet. Ein fremdes Ziel, mit dem ich mich nicht identifizieren kann? Da wird mein Mindset nicht mitgehen. Und das ist auch das, was eine gute Führungskraft ausmacht. Die Zielformulierung an meine Mitarbeiter anzupassen, um ihnen die Chance zu geben, aktiv dabei zu sein.
2024-05-24 Über die Angst, enttarnt zu werden
- „Ihre Verkaufsstrategie: Von 0 auf 100 mit nur minimalen Kosten!“ *Terminbutton*
- „Mit meiner Hilfe zu 150% Umsatzsteigerung in vier Wochen!“
- „Wie ich in nur 34 Minuten mein Masterstudium absolviert habe und weshalb ich jetzt die Welt retten kann.“
Aber was, wenn jemand merkt, dass du das alles gar nicht kannst…?
Wenn man durch die Timeline bei LinkedIn scrollt, könnte man meinen, die Welt strotze nur so vor Kompetenz. So viele fähige Menschen – man fragt sich, wie es überhaupt noch Probleme geben kann.
Mein Leben lang habe ich mich immer wieder mal als Blender gefühlt. Als sei es nur eine Frage der Zeit, bis jemand merkt, dass ich eigentlich gar nicht so gut bin, wie alle denken. In der Grundschule hatte ich weniger Freunde als ich gerne gehabt hätte. Also habe ich vor meinen Eltern so getan, als hätte ich mehr. In der Mittelstufe hatte ich irgendwann mal einen guten Lauf im Fach Deutsch und schrieb zwei Einser am Stück. Fortan galt ich als Germanistik-Koryphäe – ein Status, den ich aufrechterhalten wollte und permanent Angst hatte, jemand könne merken, dass ich eigentlich nicht wirklich schreiben kann. Nach meinem Masterstudium bekam ich meinen ersten Job in einer Firma, in der man bisher wenig Erfahrung mit Hochschulabsolventen hatte. Mein Vorgesetzter hatte große Hoffnungen in mich, da ich ja studiert hatte. (Die Akademiker unter uns wissen, dass ein Studium sicher sehr bereichernd ist, einen aber oft nicht unmittelbar für einen bestimmten Job qualifiziert.) Ich stand also ständig (damals unbewusst) unter einem gewissen Erwartungsdruck und hatte so einige Albträume, in denen ich plötzlich splitterfasernackt vor vielen Menschen stand – enttarnt. Diese Dynamik kann im Extremfall dazu führen, dass man zum Job Hopper wird. Lieber rechtzeitig kündigen, bevor jemand merkt, dass ich ein Blender bin. Bevor ich demaskiert werde. Um jeden Preis den Gesichtsverlust vermeiden.
Weshalb ich darüber schreibe? Weil ich denke, dass sehr viele Menschen dieses Gefühl kennen, auch wenn niemand darüber spricht. „Ich bin gar nicht so gut, wie alle denken – wenn die nur wüssten…“ – der Gedanke macht Bauchschmerzen. Und er macht einsam.
Das Wissen darum, dass das ein menschliches und sehr verbreitetes Phänomen ist, ist auch als Führungskraft wichtig. Die eine Mitarbeiterin leistet nicht zwangsläufig schlechtere Arbeit als die andere, nur weil sie offen über ihre Defizite spricht. Wir sollten unser Team dabei supporten, sich zu öffnen und Raum dafür geben, Zweifel zu äußern. Unser Job ist es, ein Klima zu schaffen, in dem angstfrei kommuniziert werden darf, dass man sich etwas gerade nicht zutraut. Ohne Furcht vor Konsequenzen.
Lasst uns alle eine Spur ehrlicher sein. Zugeben, wenn wir etwas (noch) nicht können. Einräumen, wenn uns etwas Angst macht. Sagen, wenn wir uns gerade mutlos fühlen. Denn mit jedem Menschen, der sich selbst fehlbar zeigt, wird es für den nächsten leichter, dasselbe zu tun. Damit rückt sich allmählich das Bild zurecht.
Und das Schöne ist: Wo Schwächen sein dürfen, da können wir Stärken ganz anders zelebrieren.
Unaufgeregt und unaufgeblasen.
(Britta Blos, Team SCM)
2024-05-16 Altersheterogene Teams
Eine meiner liebsten Kolleginnen im letzten Jahrzehnt war Gisela. Gisela war in meiner ersten Firma als Buchhalterin beschäftigt. Wir saßen im gleichen Büro. Ich kam frisch vom Studium und war hochmotiviert.
Ich konnte so einiges besser als Gisela.
- Computerdinge.
- Handydinge.
- Sportliche Dinge.
- Flexible Dinge.
- Schnelle Dinge.
- Englische Dinge.
Was ich nicht konnte?
Meinem Chef sagen, dass ich schon neun Stunden im Büro war und deshalb nicht mehr abends um 18 Uhr Sache XY fertigstellen konnte, auch wenn die Welt davon abhing.
Gisela wusste Bescheid von Dingen, von denen ich nicht mal wusste, dass sie ein Thema sein würden.
Gisela ließ sich nicht unterbrechen. Nicht vom Kollegen, nicht vom Chef. Sie beendete ihre Sätze.
Gisela wusste, welche Person man auf welche Art anspricht, wenn die Kaffeemaschine kaputt ist.
Gisela sagte Sätze wie „Jetzt mal langsam. Das Problem rennt uns nicht weg.“
Gisela war stur. Was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, war erstens richtig und das zweitens für immer.
Gisela wusste, dass morgen auch noch ein Tag ist. Und danach noch einer. Und dass es eine ganze Reihe Berufsjahre waren, die ich noch vor mir hatte.
Gisela scherte sich nicht im Geringsten darum, was andere von ihr hielten. Wichtig waren ihr ergonomischer Schreibtischstuhl und ihre Tomaten im Gewächshaus.
Gisela war mein Regulativ und ich weiß nicht, was ich in den ersten Berufsjahren ohne sie gemacht hätte.❤️
Nicht zuletzt ihretwegen weiß ich um den Wert heterogener Teams. Es ist immer von Vorteil, sich mit Menschen zu umgeben, die anders sind als man selbst. Menschen anderen Geschlechts. Einer anderen Identität. Eines anderen ethnischen Hintergrundes. Und eben auch einer anderen Generation. Nicht fordert uns mehr heraus und nichts schenkt uns einen größeren Mehrwert als Menschen, die anders sind als wir selbst.
So, und nur so, funktioniert persönliche Weiterentwicklung.
In die Kommentare: Kleiner Einblick in unsere Zusammenarbeit und Konfliktpotenzial, das wir bewusst in Kauf nehmen, auch wenn es manchmal heißt, dass man sich annervt und bestimmte Prozesse länger dauern.
(Britta Blos, Team SCM)
2024-05-09 Ein Hoch auf die 50-Jährigen
Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, gibt es viele. Die meisten dieser Maßnahmen haben eins gemein: Es sind Rekrutierungsinstrumente. Sie dienen dazu, neue Mitarbeitende anzuwerben. Über eine ganz einfache Maßnahme wird aber in meinen Augen zu wenig gesprochen: Leute behalten, von denen man glaubt, sie ersetzen zu können.
Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden teamtechnisch eine tendenziell instabile Zeit. Wo viele gehen und Neue kommen, brechen langjährig entwickelte Strukturen auf. Teams, Abteilungen, ganze Unternehmen finden sich neu. Natürlich kann das auch eine Chance sein, aber vor allem ist es eine große Herausforderung, weil wir der damit einhergehenden Instabilität irgendwie begegnen müssen. Es sollte unser Anspruch sein, technisches Know-how in der Firma zu behalten und nicht mit ausscheiden zu lassen.
Und es geht um noch mehr. Um die sozialen Strukturen der Firma. Um Identifikation. Um ein Gespür für den Markt. Um Kontakte. Um ein gewisses Selbstvertrauen.
Ich beobachte aktuell irritiert Großkonzerne, die munter Köpfe in den Führungsetagen rollen lassen und ganze Teams austauschen, weil sie mit den Einzelpersonen unzufrieden sind. Irritiert bin ich deshalb, weil der Zeitpunkt für eine solche Art der Unternehmensführung vollkommen absurd ist. Diese mehr oder weniger strategischen Entscheidungen sind fatal und leichtsinnig. Stück für Stück verwandelt sich eine Firma in ein seelenloses Gerüst. Am Ende ist keine der dort arbeitenden Personen mehr wahrhaftig loyal gegenüber seiner Führungskraft oder dem Unternehmen. Wie auch – erlebt man doch Tag für Tag, wie Kolleginnen und Kollegen wie am Fließband ausgetauscht werden.
Es lohnt sich heute mehr denn je, zwischenmenschliche Probleme anders anzugehen als durch Trennung. Wir begehen sonst einen großen Fehler hinsichtlich der Arbeitskräfteknappheit.
Denn wer kann den Laden in dieser anspruchsvollen Zeit zusammenhalten?
Die plakative Antwort: 50-Jährige.Gerade unsere „um die 50“-jährigen Mitarbeiter*innen wissen, wie es läuft. Sie sind (oft) lange dabei, kennen den Markt, die Firma, sich selbst. Sie haben noch viele Berufsjahre vor, aber auch schon viele hinter sich. Sie sind die, die uns Stabilität geben können, wenn die Generation der Babyboomer uns nach und nach verlässt. Und deshalb sollten wir uns nicht von ihnen trennen – ganz im Gegenteil. Wir sollten mit ihnen in den Dialog treten. Sie wichtig nehmen. Sie um ihre Einschätzung zu Themen bitten. Sie an Prozessen und Entscheidungen beteiligen, an denen sie bisher vielleicht nicht beteiligt waren. Wir werden sie brauchen. Und wir sollten JETZT damit anfangen, uns gemeinsam darauf vorzubereiten.
2024/03/28 Vor Ostern geht nix mehr
Seit Wochen ist Ostern wie jedes Jahr in aller Munde. Bei Christen, Atheisten, Moslems, Agnostikern – schon allein, weil das Fest mit seinem verlängerten Wochenende eine willkommene Pause im arbeitsreichen Alltag darstellt, oft die erste seit Weihnachten.
Christliche Feste und Feiertage strukturieren in Deutschland das Jahr und beeinflussen unsere Urlaubsplanung, ganz unabhängig von unserer religiösen Gesinnung.
Christen feiern an Ostern die Auferstehung Jesu, den zentralen Aspekt des christlichen Glaubens. Durch seinen Termin zum Frühlingsbeginn trägt Ostern zusätzlich diesen Kern der Auferstehung, des Neubeginns, des Erwachens für jeden greifbar in sich.
Das Osterfest ist ein Fest für alle Sinne. Unser Körper ermöglicht uns über verschiedene Kanäle unsere Umwelt aufzunehmen. Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten – diese Körperlichkeit erfahren wir einerseits durch das physische Beisammensein mit unseren Liebsten, außerdem spielt durch das Ende der Fastenzeit auch Genuss eine Rolle.
Wir bestehen aber nicht nur aus Körper, sondern auch aus Geist und Seele. Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit.
Die Einheit von Körper, Geist und Seele erleben wir im Menschsein selbst.
Ganz im Sinne des Osterfestes dürfen wir uns in dieser Ganzheitlichkeit wahrnehmen, indem wir immer wieder den Fokus darauf lenken, was gerade an Gedanken, Gefühlen, Körperwahrnehmungen in uns passiert. Wir dürfen uns selbst erkennen. Und immer wieder neu erfinden.
Frohe Ostern, Ihr Team SMC
2024/03/07 Bauchentscheidungen
Man geht davon aus, dass ein Mensch jeden Tag rund 20.000 Entscheidungen trifft, die meisten davon unbewusst. Der Tag startet mit mehr oder weniger einfachen Entscheidungen: Welche Socken ziehe ich an? Was frühstücke ich? Ist noch Zeit für einen zweiten Kaffee? Es geht weiter mit der Parkplatzsuche. Parke ich nah an der Firma und bin fünf Minuten eher da? Oder parke ich ganz hinten und mache noch ein paar Schritte? Und dann wird es allmählich anspruchsvoller – insbesondere als Führungskraft. Nach Feierabend registriert man bei sich manchmal geradezu eine Entscheidungsmüdigkeit. Mit dem Kumpel ins Kino oder lieber zum Sport? Danach zum Italiener oder lieber Thailändisch essen? Puh, zu schwierig, da bleibe ich lieber zu Hause und mache mir eine Tiefkühlpizza.
Viele Entscheidungen werden an irgendeinem Punkt aus dem Bauch heraus getroffen. Oft, ohne dass uns das überhaupt bewusst ist. Wir suchen weiter nach Argumenten, dabei steht die Entscheidung im Grunde fest. Es geht nur noch darum, sie faktisch zu untermauern. Rationale Argumente sind natürlich von Nutzen, nicht zuletzt, weil es meine Hauptaufgabe als Führungskraft ist, Entscheidungen in diverse Richtungen zu kommunizieren. Das Wissen über den Prozess einer Entscheidungsfindung kann aber entlasten und Mut machen, Entscheidungen intuitiver zu treffen. Bauchentscheidungen haben Potenzial. Und wir wissen ja: Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn wir ihn gehen. Den Wert unserer Bauchentscheidung können wir rückblickend beurteilen, wenn wir am Ziel angekommen sind.
Team SMC
2024/02/22 Wie sich ein positives Mindset auf den Führungsstil auswirkt
Mein Chef fragt mich, wie lange ich schon da bin, weil er mir unterstellt, zu spät zu kommen.
Mein Team hat aufgehört zu reden, als ich ins Büro gekommen bin. Sicher haben sie von mir gesprochen.
Meine Kollegin hat mir nicht gesagt, dass das Meeting vorverlegt wurde, um mich bei der Chefin reinzureiten.
Mein Mitarbeiter hat dreimal auf sein Handy geschaut. Sicher macht er irgendwelchen privaten Kram.
Wir alle unterstellen unseren Mitmenschen Absichten. Ob diese Unterstellungen eher positiver oder negativer Natur sind, wird durch unser Menschenbild mitbestimmt. Bei Führungskräften ist das etwas, das sich unmittelbar auf den Führungsstil auswirkt. Habe ich ein grundsätzlich positives Bild von anderen Menschen, kann ich mit Vertrauensvorschuss führen. Außerdem stärkt es meine Mitarbeiter und die Beziehungen im Team, wenn ich ein positives Bild von ihnen habe und auch kommuniziere. Diese Sichtweise überträgt sich. Mitarbeiter glauben erstens selbst eher an ihre Fähigkeiten und erreichen dadurch ihre Ziele besser und zum anderen sind sie auch ihren Kollegen gegenüber positiver eingestellt (Multiplikatoreffekt).
„Herr Schmidt ist faul!“ – dieser Gedanke wird schnell zu einer self fulfilling prophecy. Wenn ich aber zu jedem Zeitpunkt davon ausgehe, dass Herr Schmidt sein zu diesem Zeitpunkt Bestmögliches gibt (selbst, wenn er gerade Mist baut), dann begegne ich ihm anders. Das wiederum wirkt sich auf ihn selbst aus.
Und selbst wenn Herr Schmidt wirklich faul sein sollte (die Existenz von Faulheit steht ohnehin in der wissenschaftlichen Diskussion), profitieren wir beide von der Unterstellung, er sei es nicht. Es macht so viel mehr Spaß, die eigene Komfortzone zu verlassen, wenn man das für jemanden tut, der an einen glaubt und das Beste in einem sieht. Meine Mitarbeiter sind also leistungsbereiter, je positiver ich von ihnen denke.
Auch für mich selbst lohnt es sich, dem anderen grundsätzlich die bestmögliche Absicht zu unterstellen. Negative Unterstellungen vergiften das Miteinander und erschweren jede Beziehung – und mir damit meinen Job. Es geht nicht darum, Konflikte zu vermeiden. Im Gegenteil, wir sollten Probleme natürlich ansprechen. Aber es macht einen großen Unterschied, ob ich denke, dass der andere faul ist, mich nicht wertschätzt, bei anderen sicher schlecht über mich spricht oder ob ich denke, dass er womöglich gerade eine stressige Zeit durchmacht. Ein Mensch tut nichts GEGEN MICH. Er tut etwas FÜR SICH. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil wir im Grunde keine Verhaltensweise persönlich nehmen müssen.
Zugegeben: Wenn mein Mitarbeiter mit einer seltsamen Ausrede (Unterstellung! 😉 ) zu spät kommt, seinen Kollegen unfreundlich unterbricht, meine perfekte Idee kritisiert und dann noch Chaos im Konferenzraum hinterlässt, ist es schwer, ihm positive Absichten zu unterstellen. Aber es geht hier um etwas Grundsätzliches. Wenn ich daran glaube, dass dieser Mensch mir grundsätzlich nichts Böses will, kann ich ihm mit Großmut und Güte begegnen. Und trotzdem respektvoll meine Grenzen klarmachen und an gemeinsame Spielregeln erinnern.
Wie ich denke, verändert! – Verändert, was ich fühle. Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen und die setzen Energien frei. Wenn ich in jeder Situation von der bestmöglichen Absicht meines Gegenübers ausgehe, kann ich also nur gewinnen. Glauben wir doch an das Gute im Menschen. Und das Leben macht so viel mehr Freude.
Team SMC
2024/01/27 Eine Lanze für die Führungskräfte
Es ist heute schwierig, Führungsnachwuchs zu finden, so hört man. Offenbar sinkt die Bereitschaft, die Verantwortung für eine führende Position zu übernehmen.
Gleichzeitig erleben 87% der Menschen kein durch Führung positiv geprägtes Arbeitsumfeld (vgl. Gallup Datenbank 2022).
Spannend, nicht? Der Führungsstil des Chefs missfällt, aber selbst machen will den Job auch keiner.
Die Frage ist: Warum ist mein Chef mein Chef? Weshalb ist meine Vorgesetzte meine Vorgesetzte und nicht umgekehrt?
In der Regel beruft einen jemand in die führende Position. Jemand, der bestimmte Qualitäten wahrnimmt, die ihm für die Position wichtig erscheinen. Das ist sicher manchmal die fast schon verschriene fachliche Kompetenz – aber in erster Linie ist es eine außergewöhnlich hohe Leistungsbereitschaft. Es ist der Wille, Verantwortung zu übernehmen und sich mit Tatkraft für ein Unternehmen einzusetzen. Wer diese Motivation nicht mitbringt, wird nicht zur Führungskraft.
Sicher lässt sich über die Kriterien trefflich diskutieren – und das dürfen und sollten wir auch tun. Dennoch bleibt ein Fakt stehen: Führungskraft bist du nicht „einfach so“. Es gibt einen Grund. Jemand hat an dich geglaubt und Dinge bei dir gesehen, die er bei anderen nicht gesehen hat.
Menschen werden zu Leadern. Sie sind es nicht automatisch mit der Umsetzung in eine führende Position. Und wir alle sollten die Geduld aufbringen, die wir auch mit jedem anderen Menschen haben, der eine neue Aufgabe das erste Mal ausführt. Wir müssen aushalten, dass Fehler passieren werden. Eine Führungskraft muss in ihre Position hineinwachsen dürfen. Das ist nicht in wenigen Wochen getan.
Sicher ist: Ein wertschätzender Umgang des Vorgesetzten mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist essenziell. Ein gutes Betriebsklima setzt Energien frei und macht ein Team erfolgreich. Nur ist Wertschätzung keine Einbahnstraße. Ganz viele Führungskräfte machen einen großartigen Job, sie erhalten dafür aber wenig Anerkennung. Es hagelt Kritik, und das von allen Seiten.
Wir setzen uns dafür ein, die Stärken, aber auch die Schwächen eines jeden Mitarbeiters – und eben auch explizit einer jeden Führungskraft – anzuerkennen und zu respektieren. Wir sind Partner für Führungskräfte und beraten bei der Führungskräfteentwicklung. Unsere Aufgabe ist es nicht, eine Führungskraft so zu verändern, dass sie geschmeidig wird, nicht mehr aneckt, in allen Umfragen 100 Punkte bekommt. Stattdessen unterstützen wir unsere Kunden dabei, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wo sie stehen und wo sie hinwollen. Menschen lassen sich nicht von außen verändern, aber wenn sie bereit sind, sich auf eine Reise zu sich selbst zu machen, dann können sie ihr volles Potenzial ausschöpfen und das Beste in sich freisetzen.
Lasst uns eine Lanze brechen für die, die zwischen den Stühlen sitzen. Für die, die viel emotionale Last schultern. Für all die Führungskräfte da draußen, die jeden Tag ihr Bestes geben.
Team SMC, 2024
2024/02/12 Angst vor KI?
KI durchzieht unternehmensinterne Prozesse Stück für Stück immer mehr. Die Frage ist längst nicht mehr, OB wir als Unternehmerinnen und Unternehmer KI nutzen, sondern WIE.
Und – genauso wichtig – wie wir diese Nutzung kommunizieren. Viele Menschen reagieren mit Verunsicherung auf die Einführung von KI-Systemen. Eine der größten Sorgen im Zusammenhang mit der Einführung von KI ist sicher der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen – eine Sorge, die der Unternehmer gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels gar nicht unbedingt teilt. Repetitive Aufgaben werden durch KI-Systeme effizient erledigt. Arbeitsprozesse werden automatisiert. Gleichzeitig entstehen neue Rollen und Aufgaben, die spezifisches Fachwissen erfordern. Nutzen wir nun Umschulungsmaßnahmen und setzen Fachkräfte weitgehend ausschließlich für Tätigkeiten ein, für die Fachkräfte benötigt werden, so haben wir eine Chance, dass KI uns sinnvoll unterstützt und letzten Endes Arbeitsplätze sogar sichert. Unsere Aufgabe an dieser Stelle ist es, in Richtung der Mitarbeiter sauber und offen zu kommunizieren.
- Wir müssen unsere Leute mit ins Boot holen, ihnen Ängste nehmen und Entwicklungsperspektiven aufzeigen. Wir brauchen Verständnis dafür, dass unsere Leute hier aus ihrer Komfortzone herauskommen müssen und das erstmal unangenehm sein kann. Jobs, die vorher im Schlaf erledigt werden konnten, werden von KI-Systemen übernommen. Damit steigt insgesamt der inhaltliche Anspruch der Tätigkeiten, die nicht von KI erledigt werden können. Unsere Mitarbeitenden müssen erfahren dürfen, dass sie in der Lage sind, mit den Veränderungen mitzugehen und die Anforderungen erfüllen zu können.
- Weitere potenzielle Skepsis der Belegschaft sehen wir im Bereich Datenschutz. Die Nutzung von KI-Systemen erfordert den Zugriff auf große Mengen an Daten. Dies erfordert strenge Regularien, um sicherzustellen, dass sensible Informationen nicht missbraucht werden. Darüber hinaus müssen wir Unternehmer sicherstellen, dass KI-Systeme fair und verantwortungsvoll eingesetzt werden.
- Auch die potenzielle und faktische Abhängigkeit von KI wird von Mitarbeitern und Unternehmern als risikoreich empfunden. Das Versagen oder eine Störung der KI-Systeme kann zu schwerwiegenden Unterbrechungen im Arbeitsablauf führen und die Produktivität beeinträchtigen. Wir müssen daher im Vorhinein flexible Lösungen entwickeln, um diese Risiken zu minimieren und alternative, schnell umsetzbare Strategien für den Fall von technischen Problemen zu haben.
In diesen und vielen weiteren Bereichen halten wir eine saubere Kommunikation Richtung Mitarbeiter für essenziell.
Es lohnt sich, gemeinsam mit dem Betriebsrat eine gründlich vorbereitete Fragerunde anzubieten, in der interessierte oder skeptische Mitarbeitende zufriedenstellende Antworten bekommen. Dies steigert mit Sicherheit die langfristige Akzeptanz neuer Systeme und stärkt das Vertrauen in die Führung. Es schadet auch nicht, darauf hinzuweisen, an welchen Stellen auch im privaten Umfeld bereits im großen Stil KI genutzt wird.
Weitere Hinweise zur Nutzung von KI in Unternehmensberichten für die Stakeholder und in interner Kommunikation und Newsletter helfen den Umgang und Einsatz im Unternehmen transparent zu machen.
In Bezug auf den Produktionsablauf sind beispielsweise „Was-wenn“-Checklisten hilfreich, durch die jede und jeder Mitarbeitende genau weiß, was im Falle einer Störung zu tun ist. Auch hier kann die Belegschaft eingebunden werden. Dies führt zu Transparenz und Akzeptanz.
Team SMC