2024-12-19 Familienzoff unterm Weihnachtsbaum

Ab einem bestimmten Alter hat fast jeder eine Geschichte zum Thema „gecrashtes Weihnachten“ zu erzählen. Die Weihnachtsfeiertage scheinen fast prädestiniert für Stress mit der Verwandtschaft.
Viele Menschen haben eine idealisierte Vorstellung davon, wie die Feiertage aussehen sollten: Harmonische Familientreffen, festliches Essen und beschenkte Kinderaugen – davon haben wir in den letzten Posts schon gesprochen. Diese Erwartungen können enormen Druck erzeugen. Wenn die Realität nicht mit diesen Vorstellungen übereinstimmt, entstehen Enttäuschungen, die leicht in Streitigkeiten umschlagen können.

😈Typische Konfliktauslöser sind:

1. Familienkonstellationen: Unterschiedliche Familienstrukturen und -traditionen können zu Missverständnissen führen. Es gibt oft unterschiedliche Auffassungen zu Feiertagsbräuchen und -ritualen, die Konflikte hervorrufen können.

2. Finanzielle Belastungen: Die finanziellen Aspekte der Geschenke, das Festessen und die Dekoration können zusätzlichen Stress erzeugen. Wenn die finanzielle Situation angespannt ist, kann das leicht zu Streitigkeiten führen.

3. Emotionale Belastungen: Weihnachten kann für viele auch eine einsame Zeit sein, besonders für Menschen, die kürzlich einen geliebten Menschen verloren haben. Diese Traurigkeit kann sich in Reizbarkeit und Konflikten äußern. Außerdem ist Weihnachten eine intensive Zeit. Oft ruht die Arbeit und wir haben Zeit, uns mit uns selbst und unserer Familie zu beschäftigen. Das kann alten Konflikten Raum verschaffen, die sich dann sprichwörtlich unter dem Weihnachtsbaum entladen.

❤️Um die Feiertage harmonischer zu gestalten, helfen folgende Strategien:

1. Realistische Erwartungen setzen: Anstatt dich von idealisierten Bildern leiten zu lassen, mach dir bewusst, dass Weihnachten nicht perfekt sein muss. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend.

2. Offene Kommunikation: Sprich im Voraus über Pläne, Erwartungen und Bedenken. Kläre, was dir wichtig ist, und höre zu, was andere zu sagen haben.

3. Gemeinsame Rituale aufbauen: Findet traditionsübergreifende Rituale, die für alle Familienmitglieder angenehm sind. Dies schafft eine gemeinsame Basis und führt dazu, dass sich jeder integriert fühlt.

4. Stressmanagement: Nimm dir Zeit für sich selbst. Tu immer wieder zwischendrin Dinge, die dir gut tun und durch die du auftanken kannst.

5. Grenzen setzen: Wenn es bestimmte Themen gibt, die in der Familie immer wieder zu Konflikten führen, setze Grenzen. Es spricht auch nichts dagegen, bestimmte Themen für die Feiertage mit einem kleinen Augenzwinkern ruhen zu lassen.


🎄Die Weihnachtszeit muss keine Zeit voller Konflikte und Streitigkeiten sein. Indem wir unsere Erwartungen realistisch anpassen, offen kommunizieren und bei Bedarf wertschätzend Grenzen ziehen, können wir die Feiertage als das verbringen, was sie sein sollten: eine Zeit der Liebe, des Miteinanders und der Freude.

2024-12-12 Schenk doch mal Anders!

In den Tagen nach Weihnachten wird in den Kaufhäusern überproportional viel umgetauscht. Man schenkt, was das Zeug hält – doch nicht immer macht es den Beschenkten so glücklich, wie man es sich und ihm wünscht. Abgesehen davon kostet das ganze Geschenkezinnober auch noch einen Haufen Geld und macht Müll. Wir haben euch ein paar Impulse zusammengestellt, wie ihr mal ganz anders schenken könnt. Persönlich, nachhaltig und meist auch noch kostengünstig.

🎁1. Der Klassiker: Wichtelt doch mal!
Mittlerweile ist es in vielen Familien Tradition: Statt dass jeder jedem etwas schenkt, wird ausgelost, wer wen beschenkt. So schenkt jede Person nur ein Geschenk und bekommt auch nur von einer Person etwas geschenkt. Spaß macht vor allem, nach dem Auspacken zu raten, wer der eigene Wichtel war. 😊 Wichteln eignet sich vor allem für etwas größere Gruppen ab ca. 6 Personen ohne jüngere Kinder.

💌2. Schenke persönlich.
Ein handgeschriebener Brief oder ein Gedicht, in dem du der beschenkten Person Wertschätzung entgegenbringst, ist ein Geschenk, das für immer aufbewahrt wird. Ein Fotoalbum oder Scrapbook mit vielen gemeinsamen Erinnerungen könnt ihr immer wieder gemeinsam ansehen und in den guten alten Zeiten schwelgen.

🚙3. Schenke Zeit statt Dinge.
Fahre mit deinen Patenkindern in ein tolles Schwimmbad. Mache eine Wanderung mit deiner Schwester und organisiere ein Picknick. Macht einen Tagesausflug in eine größere Stadt und geht in ein spannendes Museum. Diese Dinge lassen sich gut als Gutscheine schenken, die du mit Liebe gestalten kannst.

🧑‍🍳4. Kannst du etwas besonders gut?
Wenn du gut kochen kannst, lade deine Freunde zu einem gemütlichen gemeinsamen Kochen ein. Bist du handwerklich begabt, dann biete deine Hilfe an, wenn jemand umzieht oder schreinere ein tolles Regal. Wenn du gerne malst, male ein Bild, das eine Bedeutung für dich hat.

❤️5. Tut etwas Gutes!
Vielleicht möchtet ihr einfach gemeinsam Raclette essen und euch gar nichts schenken. Arbeitet eine/r von euch ehrenamtlich bei einer lokalen Einrichtung, die sich für Menschen in Not einsetzt? Vielleicht habt ihr Lust, gemeinsam einen Betrag dorthin zu spenden oder ein paar Zeitstunden dort zu verbringen – einen Jugendraum ausbauen, eine Scheune zu renovieren, einen Kleiderverkauf zu betreuen? Das ist die wohl christlichste Art zu schenken.

Was schenkt ihr gerne und über was würdet ihr euch freuen?
Habt ihr weitere Anregungen, wie man weniger materiell schenken kann?
Schreibt es gerne in die Kommentare.

2024-12-05 Bring Deine Augen wieder zum Leuchten

🎁„Weihnachten war letztes Jahr einfach perfekt!“ schwärmt mir mein Zehnjähriger vor. „So tolle Geschenke, so viel Besuch, es war die ganze Zeit etwas los und es war nie langweilig!“
🍪„Am besten war das Backen,“ meint die Siebenjährige. „Fünf Sorten Plätzchen haben wir zu Hause gebacken und nochmal drei Sorten bei Oma!! Dieses Jahr will ich mindestens 20 verschiedene Sorten haben!“
🎅„Ich habe den Weihnachtsmann gesehen,“ behauptet felsenfest der Dreijährige. „Den echten! Und dieses Jahr darf ich mit ihm zusammen die Geschenke verteilen. Hat er gesagt. Ehrlich wahr.“

Sechs Augen funkeln mich an. Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Die Vorfreude ist riesig und wie jedes Jahr werde ich fast ein bisschen betreten, weil ich so viel weniger davon spüre.

Ich erinnere mich an Weihnachten als Kind. Es war gigantisch. Der Baum war riesig, bestimmt größer als das ganze Haus! Es gab Geschenke, mehr als ich zählen konnte (wenn ich meine Eltern frage, waren es gar nicht so furchtbar viele). Die Weihnachtszeit war magisch und besonders und einfach wundervoll.

Eltern können sich zuweilen mitreißen lassen. Leuchtende Kinderaugen sind ansteckender als es Covid jemals war – man kann sich kaum verwehren. Aber was tun, wenn man nicht (mehr) mit Kindern zusammenlebt?
Nun, wir alle haben ein Kind in uns. Das Kind, das wir einmal waren, das ist da noch. Und wir dürfen ihm getrost hin und wieder das Ruder übergeben und hinschauen, worauf es uns aufmerksam macht.

🍪Triff Dich mit Freunden, und backt zusammen Plätzchen!
🫏Die Krippe auf dem Weihnachtsmarkt hat einen Streichelzoo? Kauf Futter und gib den Ziegen etwas. Auch wenn du 70 bist.
🎁Der Lego-Adventskalender sieht super gut aus? Heute kannst du ihn dir einfach kaufen, tu es!
🎄Das Plastiklametta am Weihnachtsbaum im Supermarkt glitzert so schön? Schau es an. Mach ein Foto. Fühle mal, wie sich das Lametta zwischen deinen Fingern anfühlt. (Vorteil: Als Erwachsener kommt da keine nervige Stimme aus dem Hintergrund, die dir erklärt, dass man das nicht anfassen darf.)
🍪Die Bäckerei verkauft Tüten mit Weihnachtsplätzchen? Kauf dir eine und iss die ganze Tüte noch im Auto leer, wenn du Lust darauf hast!
🎄Schmücke deinen Christbaum so, wie du ihn liebst. Rotgold wie jedes Jahr, wenn du möchtest. Oder knallbunt. Warum? Ganz einfach: Weil du es kannst.

Mach dir ein Weihnachten, das du liebst. Mach dir DEIN Weihnachten.

2024-11-28 Was ist uns die Weihnachtszeit wert?

In drei Tagen ist der erste Advent. Du sitzt im Auto, im Radio kommt Last Christmas. Freudig drehst du lauter und trommelst mit den Fingern den Rhythmus am Lenkrad mit. Die Kinder wollen heute Abend noch mit dir backen, deshalb fährst du nach der Arbeit noch zum Supermarkt und holst bunte Zuckerstreusel. Und die Adventskalender bestückst du dann auch noch, wenn die Kids später im Bett sind. Mitte Dezember ist die Weihnachtsfeier im Geschäft, dafür willst du morgen einen Tisch reservieren. Auf die Feier freust du dich natürlich schon seit Wochen, fast noch mehr als auf den 5-Euro-Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Und dann erst das Geschenkeshoppen in überfüllten Einkaufszentren!

Klingt abwegig? Ist Absicht.

Die meisten Menschen in christlich geprägten Kulturen würden durchaus von sich sagen, dass sie die Weihnachtszeit mögen. Es hat schon was Gemütliches, sich bei Mistwetter zu Hause einzukuscheln, zu backen, mit Freunden zu kochen, Weihnachtsfeiern zu besuchen.
Die organisatorische Kehrseite gibt es allerdings auch.

Weihnachten ist seit vielen Jahrzehnten ein Fest des Konsums, die Adventszeit ist voller Termine – kurz: Weihnachten ist oft stressig. Der Weihnachtsurlaub ist für viele Menschen bitter nötig, um sich davon ein bisschen zu erholen. Ist das im Sinne des Erfinders? Sicherlich nicht. Wir wissen das und wir sprechen seit Jahren über minimalistisches Weihnachten – weniger Geschenke, weniger Druck, mehr Zeit für unsere Lieben, mehr Besinnlichkeit.

Wir haben uns in den letzten beiden Posts damit befasst, dass wir identifizieren sollten, was uns wichtig ist. Was uns WERTVOLL ist. Dazu gehört auch, einmal ganz nüchtern Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen, gerne am Beispiel der kommenden Adventszeit! Backen mit Kindern macht Spaß, ja. Und wenn man das anschließende Aufräumen und das Aufwischen einer Million heruntergefallender Zuckerstreusel mit einem Lächeln auf den Lippen macht, ist alles wunderbar. Wenn man aber feststellen sollte, dass man im Grunde nur aus Routine oder irgendwelchen Glaubenssätzen heraus einer Weihnachtstradition folgt, die einen gar nicht so glücklich macht, dann gibt es eine ganz ausgezeichnete Alternative:
Gekaufte Weihnachtsplätzchen. Die dritte Weihnachtsfeier sausen lassen. Last Christmas ausschalten und stattdessen übertrieben laut ACDCs „Highway to hell“ hören.

Weihnachten ist ein Fest für uns Menschen. Und so dürfen wir es auch feiern. Menschlich, authentisch und exakt so, dass WIR uns wohl damit fühlen.

Was ist euch wichtig in der Weihnachtszeit? Was macht euch glücklich, worauf würdet ihr nicht verzichten wollen?