„Morgen ist Allerheiligen“, sage ich zu meinem Mann.
„Was ist Allaschneiligen?“ kräht mein Dreijähriger.
„Schulfrei ist das!“ ruft meine Siebenjährige lachend.
„Neee, da muss man zum Friedhof und Kerzen anzünden.“ belehrt mein Zehnjähriger seine Geschwister.
Ich google das kurz. Allerheiligen ist irgendwie katholisch und hat mit Gedenken an Verstorbene zu tun, so viel weiß ich.
Falls auch ihr euch ein bisschen unsicher seid, hier kurz etwas Theorie:
Allerheiligen ist ein christlicher Feiertag, der vor allem in der katholischen Tradition von Bedeutung ist. Die katholische Kirche hat unzählige Heilige, deshalb wurde irgendwann im 4. oder 5. Jahrhundert entschieden, ihrer gebündelt zu gedenken. Der 1. November wurde als fixer Termin etwas später eingeführt. Viele Protestanten lehnen die katholische Praxis der Heiligenverehrung ab. Für nicht gläubige Menschen hat der Feiertag ohnehin keine Bedeutung.
Ein Wahrnehmen dieses besonderen Tages kann sich meiner Ansicht nach für alle Menschen lohnen, ganz gleich welchen Glaubens. Im religiösen Kontext wird Heiligkeit zwar als Zustand der Trennung von profanen (weltlichen) Dingen betrachtet, hat aber schon lange auch einen kulturellen Kontext. Der Begriff „heilig“ hat ein Erbe, das sich über verschiedene Epochen und Traditionen erstreckt. Es hat seine Wurzeln in den (indo-)germanischen Wörtern „hailagaz“ und „kael“, was „vollständig“ oder „unversehrt“ bedeutet. „Heilig“ wird heute auch metaphorisch verwendet, um Dinge von herausragender Bedeutung oder außergewöhnlicher Wertschätzung zu beschreiben.
Daraus folgt: Was einem heilig ist, bestimmt man selbst. Es können ganz greifbare religiöse Figuren oder Symbole sein, genauso ist auch möglich, dass man Freundschaften, bestimmte Ruhezeiten oder seinen Garten als heilig bezeichnet.
Und deshalb kann der Feiertag Allerheiligen für uns alle eine Erinnerung daran sein, uns Zeit zu nehmen für die Personen und Dinge, die uns wichtig – ja, heilig – sind. Wir können innehalten, uns entschleunigen, Dankbarkeit fühlen, unsere Prioritäten überprüfen. Oder wir können einen Gottesdienst und den Friedhof besuchen und unserer Verstorbenen gedenken.
Christliche Feiertage sind immer ein Angebot. Ob und in welcher Form wir es annehmen, liegt an uns.
Wie verbringt ihr Feiertage? Welche Bedeutung haben sie für euch? Denkt ihr darüber nach, was da gefeiert wird oder genießt ihr – was ebenfalls völlig ok ist – einfach den freien Tag?
