Eine meiner liebsten Kolleginnen im letzten Jahrzehnt war Gisela. Gisela war in meiner ersten Firma als Buchhalterin beschäftigt. Wir saßen im gleichen Büro. Ich kam frisch vom Studium und war hochmotiviert.
Ich konnte so einiges besser als Gisela.
- Computerdinge.
- Handydinge.
- Sportliche Dinge.
- Flexible Dinge.
- Schnelle Dinge.
- Englische Dinge.
Was ich nicht konnte?
Meinem Chef sagen, dass ich schon neun Stunden im Büro war und deshalb nicht mehr abends um 18 Uhr Sache XY fertigstellen konnte, auch wenn die Welt davon abhing.
Gisela wusste Bescheid von Dingen, von denen ich nicht mal wusste, dass sie ein Thema sein würden.
Gisela ließ sich nicht unterbrechen. Nicht vom Kollegen, nicht vom Chef. Sie beendete ihre Sätze.
Gisela wusste, welche Person man auf welche Art anspricht, wenn die Kaffeemaschine kaputt ist.
Gisela sagte Sätze wie „Jetzt mal langsam. Das Problem rennt uns nicht weg.“
Gisela war stur. Was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, war erstens richtig und das zweitens für immer.
Gisela wusste, dass morgen auch noch ein Tag ist. Und danach noch einer. Und dass es eine ganze Reihe Berufsjahre waren, die ich noch vor mir hatte.
Gisela scherte sich nicht im Geringsten darum, was andere von ihr hielten. Wichtig waren ihr ergonomischer Schreibtischstuhl und ihre Tomaten im Gewächshaus.
Gisela war mein Regulativ und ich weiß nicht, was ich in den ersten Berufsjahren ohne sie gemacht hätte.❤️
Nicht zuletzt ihretwegen weiß ich um den Wert heterogener Teams. Es ist immer von Vorteil, sich mit Menschen zu umgeben, die anders sind als man selbst. Menschen anderen Geschlechts. Einer anderen Identität. Eines anderen ethnischen Hintergrundes. Und eben auch einer anderen Generation. Nicht fordert uns mehr heraus und nichts schenkt uns einen größeren Mehrwert als Menschen, die anders sind als wir selbst.
So, und nur so, funktioniert persönliche Weiterentwicklung.
In die Kommentare: Kleiner Einblick in unsere Zusammenarbeit und Konfliktpotenzial, das wir bewusst in Kauf nehmen, auch wenn es manchmal heißt, dass man sich annervt und bestimmte Prozesse länger dauern.
(Britta Blos, Team SCM)