…auch sich führen lassen!
Mentoring- und Traineeprogramme für die, die in Personalverantwortung kommen könnten. Ja. Seminare für angehende Führungskräfte. Richtig und wichtig.
Aber nur eine Seite der Medaille.
Ca. 5% aller berufstätiger Menschen in Deutschland haben eine Führungs- bzw. Aufsichtsposition (Quelle: Statistik.arbeitsagentur.de). Andersrum bedeutet das, das 95% der Menschen NICHT führen, sondern geführt werden.
Nur, wie lernt man das – sich führen lassen?
Als Kind erfahren wir Führung. Eltern, Erzieher, Lehrerinnen, sie leiten uns, reflektieren mit uns und unterstützen uns bei unserer persönlichen Entwicklung (idealerweise). Es folgt die Pubertät und damit oft eine starke Abgrenzung, Loslösung und ein Infragestellen von Autoritäten. Dieser Prozess hat einen Sinn und ist natürlich.
Unterschreibt ein junger Mensch dann seinen ersten Arbeitsvertrag, kommt er in eine komplexe Situation.
Er möchte Geld verdienen. Zeitgleich zieht er vielleicht zu Hause aus oder nach einem Studium in eine erste Wohnung, raus aus der Studenten-WG. Er hat Lust, zu lernen. Und er will sich selbstverständlich beweisen. Zeigen, was er draufhat.
Er trifft sein Team. Und seine Vorgesetzten. Auch Menschen. Der Mensch muss sich einfügen, seinen Platz finden. Und lernen, so viel lernen! Die praktischen Details des Jobs natürlich, aber das ist noch das Geringste. Er muss auch lernen, wie man im richtigen Moment für seine Meinung einstehen kann. Wie man zu Fehlern steht. Wie man seine Werte im Großkonzern nicht aus den Augen verliert und sich treu bleibt. Und wie man vertraut.
„Der/die lässt sich gut führen“ wird in den Köpfen gerne gleichgesetzt mit „… hat keine eigene Meinung“, „Mit dem kann man’s machen…“
Das Gegenteil ist der Fall.
Sich führen zu lassen, bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Seine Aufgabe und Position im Team für sich differenziert klar zu haben, sich selbst zu führen und im richtigen Moment diese Führung abgeben zu können.
Das ist eine große Aufgabe, die überall unterschätzt wird und für die fähige Mitarbeitende oft viel zu wenig Wertschätzung erhalten. Führende und zu Führende gleichermaßen und nachhaltig zu entwickeln ist herausfordernd, aber für das gegenseitige Verständnis und Vertrauen so wichtig.